„Ein Brunello braucht Zeit“

Strenge Produktionsregeln garantieren majestätischen Wein

Kein Ruhm ohne strenge Regeln: Die Bezeichnung DOCG (Denominazione d’Origine Controllata e Garantita) macht den Brunello di Montalcino zu einem Wein von hoher Qualität und Authentizität. Der Ursprung des edlen Tropfens wird sehr sorgfältig kontrolliert und mit einem staatlichen Gütesiegel als Banderole um den Flaschenhals bestätigt. In die höchste Kategorie für italienische Weine werden sämtliche Brunellos eingeordnet, die ab 1986 in den offiziellen Handel gekommen sind. Seitdem wurden zahlreiche Jahrgänge mit der höchsten Bewertung von fünf Sternen ausgezeichnet.

Gekeltert und abgefüllt wird nur daheim

Der große Brunello muss ausschließlich aus der Sangiovese Grosso, einer Spielart der roten Rebsorte Sangiovese, gewonnen werden. Der jährliche Ertrag der im „Albo del vino Brunello di Montalcino“ registrierten rund 2.000 Hektar großen Anbaufläche darf 8.000 Kilogramm pro Hektar nicht überschreiten. Dennoch erzielen die produzierten Weine einen jährlichen Umsatz von mehr als 120 Millionen Euro. Die Trauben müssen im Anbaugebiet von den inzwischen mehr als 250 Winzern verarbeitet werden. Eine weitere Bedingung: Der Brunello darf nur in Holzfässern aus Eiche oder Kastanienholz gelagert werden; dies macht ihn erst so richtig geschmeidig. Ferner muss er auf Bordeaux-Flaschen in den Größen 0,375 oder 0,75 Liter, Magnum, Doppelmagnum und andere weniger als fünf Liter fassende Behälter gezogen werden. Nicht erlaubt ist es, den Brunello in Tanks auf die Reise zu schicken und außerhalb seiner heimatlichen Gefilde abfüllen zu lassen. Was lange währt, wird gut: Der majestätische, am Berg von Montalcino gereifte Wein muss mindestens vier Jahre lagern, davon 24 Monate im Holzfass. Und ein Riserva-Etikett darf der Brunello di Montalcino nur dann tragen, wenn er fünf Jahre lang – davon sechs Monate in der Flasche – gelagert wurde. Der Alkoholgehalt muss mindestens 12,5 Volumenprozent erreichen. Das schafft der Brunello locker: In der Regel kommt er auf einen Mindestalkoholgehalt von 13 bis 14,5 Prozent.

„Winzer sollen über Regeln entscheiden“

„Der Brunello ist nicht nur ein Wein, er ist auch eine sehr wichtige Visitenkarte für das ,Made in Italy‘ in der Welt“, sagt der italienische Landwirtschaftsminister Luca Zaia. Er hat sich ein hochkarätiges Beratertrio zusammengestellt, das ihm für die Qualität des jährlich in rund sieben Millionen Flaschen abgefüllten Brunello bürgen soll. Die strengen Produktionsregeln stoßen allerdings nicht überall auf Zustimmung. Ausgerechnet während des Weinskandals im Frühjahr 2008 (einige Weingüter hatten dem Brunello nicht erlaubte Rebsorten beigemischt) forderten Winzer, die Regeln für den prestigeträchtigen Wein aufzuweichen. Die Kritiker sprachen sich – wie schon einmal neun Jahre zuvor beim Barolo und Barbaresco – gegen die Reinsortigkeit aus. Der Grund: Ihnen ist der Brunello zu „bäuerlich“, zu kantig, zu blass. Ein anderes Argument wiegt schwerer. Würde das Reglement gelockert, wäre dies für all jene Produzenten ein Schlag ins Gesicht, die sich in der Vergangenheit immer ehrlich an die Vorschriften gehalten haben. Außerdem ist der Brunello in seiner Reinheit zu einem Mythos geworden, der viele Touristen anzieht. Luca Zaia gibt sich dagegen pragmatisch: Sei die geltende Sangiovese-Regel zu starr und nicht mehr zeitgemäß, könne man diese ja ändern. Das jedoch sollten die Winzer selbst und gemeinsam entscheiden, so der Minister.

Kampf für „Sangiovese in purezza“

Die Redaktion des auf italienische Weine spezialisierten Fachblatts „Merum“ argumentiert heftig gegen eine mögliche Aufweichung des Reglements. Ein Verschnitt mit anderen Traubensorten würde belegen, dass das Bekenntnis zur schönen Tradition, den edlen Weinen und den mit dem schwierigen Sangiovese ringenden Winzern „eine Lüge“ sei. Montalcino werde sich unweigerlich zum „Gespött der Weinwelt“ machen, so die schreibenden Weinkenner. Dies befürchtet offenbar auch das Consorzio del Vino Brunello di Montalcino, dem alle Winzer freiwillig angehören. Es hat nach der Affäre die Kontrollen in den Weinbergen bzw. Kellereien verschärft und im Herbst 2008 mit eindeutiger Mehrheit beschlossen, dass Brunello weiterhin ausschließlich aus Sangiovese bestehen muss.

Auch Franco Biondi Santi, dessen Großvater Ferruccio Mitte des 19. Jahrhunderts auf der Tenuta Greppo das weltberühmt gewordene Klon der roten Rebsorte entdeckte, kann einer potenziellen Lockerung der Produktionsregeln nichts abgewinnen. Das Geheimnis des Brunello sei „Sangiovese in purezza“, in absoluter Reinheit, sagte der alte Patriarch einmal der „Süddeutschen Zeitung“. Ein Brunello brauche Zeit. Der Weinbaron aus Montalcino ist fest entschlossen, das Erbe seines Großvaters weiterhin beherzt zu verteidigen. (mh)

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