Il Poggione

Alle Weinkrisen ohne Blessuren überstanden

Die Tenuta Il Poggione hat maßgeblich zum weltweiten Bekanntheitsgrad und zur großen Anerkennung des Brunello di Montalcino beigetragen.

Hugh Johnson, der Lyriker unter den angesehenen Weinkritikern, würdigt die Tenuta Il Poggione als „das vielleicht beständigste Weingut für Brunello und Rosso di Montalcino“. Diese Einschätzung kommt nicht von ungefähr, da die edlen Tropfen des alteingesessenen Familienbetriebes bei Verkostungen immer überdurchschnittlich gut abschneiden und in den vergangenen Jahren nochmals einen Qualitätssprung vollzogen haben. Ebenso bemerkenswert ist die Tatsache, dass der Erzeuger aus Montalcino bisher alle Weinkrisen wegen seiner qualitativ herausragenden Gewächse und dank einer effektiven Vertriebsstruktur ohne Blessuren gemeistert hat. Die Tenuta Il Poggione hat auch maßgeblich zum weltweiten Bekanntheitsgrad und zu der großen Anerkennung des Brunello beigetragen. Als eine der Ersten machte das Weingut diesen herausragenden Tropfen durch eine maßvolle Preispolitik einem größeren Käuferkreis zugänglich. Daran hat sich bis heute nichts geändert.

Es war vor allem der bekannte und inzwischen verstorbene Weinbautechniker Dr. Pier Luigi Talenti, der mit viel Geschick dem Winzerbetrieb zu seiner heutigen Spitzenstellung verholfen hat. Die Ursprünge der zu den ältesten Erzeugern der Toskana zählenden Kellerei im Weiler Sant’Angelo bei Colle reichen bis in das Jahr 1630 zurück. 1890 wurde sie von der Florentiner Familie Franceschi erworben. Es ist überliefert, dass Ende des 19. Jahrhunderts die Geschichte des Weinguts, wie wir es heute kennen, so begann: Lavinio Franceschi, ein Gutsbesitzer aus der nahe Florenz gelegenen Gemeinde Scandicci, soll von der Schilderung eines ihm mit seiner Herde begegnenden Schafhirten zur Landschaft zwischen Montalcino und Sant’Angelo derart begeistert gewesen sein, dass er sich – ohne die auf der Strecke drohenden Gefahren zu bedenken – sogleich auf den Weg machte, um das angepriesene Fleckchen Erde genauer in Augenschein zu nehmen. Der Landbesitzer empfand seine Stippvisite als ausgesprochen lohnend und nahm die Gegend als so majestätisch wahr, dass er sich spontan entschied, das Stückchen Land zu erwerben.

Franceschis größte Leistung war es wohl, das Potenzial des kleinen Gebietes für den Weinbau und die Weinbereitung zu erkennen und das dort schlummernde Potenzial für Sangiovese-Trauben zu bemerken. Als Erstes modernisierte die Familie Franceschi den Anbau und die Kelterung. Das von Lavinio eingeleitete moderne Management markierte das Ende der zuvor noch fast wie im Mittelalter praktizierten landwirtschaftlichen Methoden. Der Gutsbesitzer wählte neue Klone aus und pflanzte neue Weinberge, um das regionale Terroir optimal für die Herstellung von Qualitätsweinen nutzen zu können. Franceschi ließ auch einen neuen Keller bauen, der die Technologie der damaligen Zeit widerspiegelte, ohne dass er dabei die Tradition und die Eigenschaften der lokalen Weine aus den Augen verlor.

Heute, mehr als 120 Jahre danach, ist Lavinio Franceschis Arbeit immer noch ein wesentlicher Bezugspunkt für seine Nachfolger Leopoldo und Livia Franceschi. Beide betreiben den Weinbau in der Tenuta Il Poggione ebenso engagiert und mit gleich großer Leidenschaft. Als Direktor wirkt der dynamische Fabrizio Bindocci, seit 2012 auch Präsident des Consorzio del Vino Brunello di Montalcino.

Neben 123 Hektar Reben gedeihen in dem bewaldeten landwirtschaftlichen Betrieb auch Oliven und Getreide. An den anmutigen historischen Weingärten lässt sich sehr gut die Entwicklung der Rebkultur vieler Jahrzehnte ablesen. Die Trauben gedeihen in unterschiedlichen Höhenlagen. Die mittelschweren Böden weisen erhebliche Skelettanteile auf und sind von sehr hoher Qualität. Die dem Brunello vorbehaltenen Flächen erreichen Höhen zwischen 150 und 400 Metern.

Die Weine der Tenuta Il Poggione reifen in einem 2004 neu entstandenen prächtigen Kellerkomplex zum Teil in Eichenfässern in bis zu fünf Metern Tiefe. Auch bei der Vinifizierung beweist die Familie Franceschi ihre enge Verbundenheit mit der Tradition Montalcinos. Die modernen Bereitungsanlagen erfüllen höchste Ansprüche. Ein wichtiger Bestandteil des am Rande der kleinen Siedlung liegenden neuen Kellers ist auch eine leistungsstarke Ölmühle. (mh)

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