Winzer schöpfen aus dem Vollen

Die DOC Sant’Antimo bietet nicht nur der Sangiovese eine Heimat

Breites Spektrum an qualitativen Entscheidungen – im Weinberg und im Keller

Baldassare Fanti hat nicht nur dem Consorzio del Vino Brunello di Montalcino als ehemaliger Präsident einen großen Zulauf beschert. Der Winzer aus der kleinen Gemeinde Sant’Antimo hat es mit seiner Familie auch geschafft, vermehrt jüngere Weinfreunde für edle Tropfen aus seiner Heimatregion zu gewinnen. Dies gelingt ihm auf seiner Tenuta San Filippo bei den roten Weinen zum Beispiel mit einem Cuvée aus mehreren Rebsorten. Indem er alles verarbeitet, was vor der Tür seiner Kellerei abgeladen wird, schafft Fanti unkomplizierte Weine, für die es im US-Bundesstaat Kalifornien und in Australien zahlreiche bemerkenswerte Vorbilder gibt.

Dass der toskanische Spitzenerzeuger aus dem Vollen schöpfen kann, ist dem Drängen zahlreicher regionaler Produzenten zu verdanken. Sie beschlossen, 1996 eine DOC Sant‘Antimo unweit der im 8. Jahrhundert gegründeten romanischen Benediktinier-Abtei gleichen Namens einzurichten und damit die Weinproduktion Montalcinos auf eine breitere Basis zu stellen. #

Vom Tafelwein bis zum prämierten Gewächs

In dem noch nicht sehr lange bestehenden Anbaugebiet gedeihen Traubenarten, die den Weinen sehr verschiedene Eigenschaften verleihen. Wir finden hier zum einen einfachere Tafelweine und gute Tropfen für verschiedenste Anlässe, aber auch Weine von sehr hohem Niveau für anspruchsvolle Experten, die allesamt entweder aus einer Rebsorte oder aus geschickt gewählten Kombinationen gewonnen werden. Für den roten Sant’Antimo DOC dürfen neben der Sangiovese noch Cabernet Sauvignon, Merlot und Pinot Nero verwendet werden. Beim weißen Sant‘Antimo DOC sind Chardonnay, Sauvignon und Pinot Grigio erlaubt. Die einzige Bedingung: Die roten und weißen Weine müssen mindestens zu 85 Prozent (Ausnahme: Pino Nero 100 Prozent) mit der jeweils gewählten Rebsorte produziert werden; die restlichen 15 Prozent dürfen aus anderen in der Provinz Siena zugelassenen Traubenarten der gleichen Farbe bestehen.

Einige interessante Besonderheiten

Noch lockerer sind die Bestimmung für den Rosso (auch Novello) und den Bianco. Sie dürfen in beliebiger Mischung aus den erlaubten roten Sorten – dazu zählt zum Beispiel auch die Syrah – bzw. aus weißen Sorten verschnitten werden. Es gibt einige weitere Besonderheiten. So wird der weiße Vin Santo aus Trebbiano Toscano und/oder Malvasia Bianca (70 bis 100 Prozent Anteil) sowie anderen in der Region zugelassenen weißen Traubenarten (maximal 30 Prozent) produziert. Der Vin Santo Occhio di Pernice wird aus Sangiovese (50 bis 70 Prozent Anteil), Malvasia Nera (30 bis 50 Prozent) sowie anderen in der Provinz Siena erlaubten roten Sorten erzeugt. Die ergänzenden Traubenarten dürfen nur einen Höchstanteil von 30 Prozent haben. Beide Gewächse werden als trockener Wein (Secco) und als Amabile (halbtrockener Wein) ausgebaut. Nach einer vierjährigen Reifezeit darf die Flaschen auch das Etikett „Riserva“ zieren. Das große Plus der DOC Sant’Antimo: Die zahlreichen Variationsmöglichkeiten eröffnen den Winzern ein breites Spektrum an qualitativen Entscheidungen während der Erntezeit und der Vinifizierung in der Kellerei.

Noch einmal zurück zu Baldassare Fanti. Auf den ersten Blick etwas merkwürdig war seine Entscheidung, an den Hängen seines Landsitzes auch ein wenig Alicante anzupflanzen. Doch die Erklärung des engagierten Winzers klingt plausibel: Die spanische Rebsorte war schon im 16. Jahrhundert in der Maremma zu Hause. (mh)

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