Poggio Antico

Ein Brunello für den „Speaker of the House“

Die Kellerei Poggio Antico wird immer mehr zu einem Modellbetrieb für das Weinanbaugebiet Montalcino.

Eigentlich sollte Paola Gloder nach den Vorstellungen ihres Vaters, von Beruf Bankfachmann, eine solide kaufmännische Ausbildung absolvieren. Da er jedoch ein verwahrlostes Weingut erworben hatte, selbst aber keinen Drang verspürte, sich dem Weinbau zu widmen, war es Giancarlo Gloder am Ende ganz recht, dass seine Tochter sowohl von Wein als auch vom Landleben fasziniert war. Im Jahre 1987, drei Jahre nach seinem Kauf von Poggio Antico, war es dann schließlich so weit: Er übertrug ihr die Verantwortung über das toskanische Weingut.

Eigene Studien und Erfahrungen von Winzerkollegen halfen der in Mailand geborenen neuen Gutsbesitzerin, für die Arbeit im Weinberg und im Keller wichtige Kenntnisse zu sammeln. Schließlich fühlte sich Paola reif genug, die Reben in eigener Regie neu zu gliedern und die Kellerei zu renovieren. Und schon mit dem ersten selbst gekelterten Brunello di Montalcino (Jahrgang 1985) gelang der Jungwinzerin gleich der Sprung auf Rang vier der „Top-100“-Liste des angesehenen US-Fachmagazins „Wine Spectator“. Im Jahr 1998 überzeugte sie sogar ihren ebenfalls aus Mailand stammenden Ehemann Alberto Montefiori, auf Poggio Antico mitzuarbeiten. Längst hat sich Paola mit viel Liebe zum Detail und großer Geduld als eine der wenigen Frauen in der Brunello-Szene einen Namen gemacht. Die Linie feiner Jahrgänge, die unter der fachkundigen Überwachung des Önologen Claudio Ferretti bis heute entstand, ist wirklich beeindruckend.

Auf einem Felsvorsprung gelegen, bietet das ausnahmslos für Rotweine stehende Weingut Poggio Antico inmitten von Montalcino einen herrlichen Ausblick in südwestlicher Richtung. Die frühesten schriftlichen Aufzeichnungen des Anwesens stammen zwar aus den Anfängen des 19. Jahrhunderts, doch bis in die 1970er Jahre hinein wurde dort nicht ernsthaft an Weinbau gedacht. Erst nachdem Paolas Vater und dessen Ehefrau Nuccia das rund 200 Hektar umfassende Landgut erworben hatten, ging es rasch voran.

Die tiefgreifenden Erneuerungen im Weinberg und im Keller haben den Winzerbetrieb in die Elite von Montalcino geführt. Die rings um das Gut verteilten Weinberge, alle in höheren Lagen in durchschnittlich rund 450 Metern Höhe über dem Meer gelegen und dicht bestockt, liefern aufgrund der mustergültigen Kultivierung stets gesunde und ausgereifte Trauben. Die Erträge pro Hektar werden absichtlich niedrig gehalten und können je nach Jahrgangs-Eigenschaften sogar sehr deutlich sinken. Die erste Traubenselektion erfolgt im Frühjahr, wenn die Reben Knospen bekommen. Eine zweite Auswahl, die so genannte „grüne Ernte“, findet im Juli statt, damit die am Stock verbleibenden Beeren besser reifen können. Und schließlich wird etwa zehn Tage vor der Ernte noch ein weiteres Mal aussortiert. Um die Jahrtausendwende herum war die Rebfläche um mehr als 17 Hektar, die allesamt für die Brunello-Produktion zugelassen sind, erweitert worden.

Die Gutsbesitzerin brachte auch den in der Mitte des Anwesens liegenden Keller mit modernen Bereitungsanlagen auf einen technisch hochwertigen Stand. Heute befinden sich dort konische, temperaturgeregelte Gärtanks, die mit Fässern unterschiedlicher Größe ein perfektes Bündnis für den Ausbau der Brunellos eingehen. Der Stil der in Poggio Antico gekelterten Weine besticht durch eine herausragende Basisqualität. Die Gewächse unterscheiden sich je nach Typologie abhängig vom Fasseinsatz und der angewandten Gärmethoden.

Während der IGT-Wein Madre und der Brunello di Montalcino Altero modern wirken, sind die Jahrgangsweine des Brunello di Montalcino sowie die Riserva eher der klassischen Machart zuzuordnen. In den Ranglisten der europäischen und amerikanischen Weinkritiker belegen die Tropfen aus Montalcino immer einen sicheren Spitzenplatz. „Alle präsentierten Weine sind in ihrer eleganten, nüchternen Art, die auf jedes Imponiergehabe verzichtet, ein Abbild dieser Gegend”, urteilt der Gambero Rosso. Der renommierte Weinführer hat zum Beispiel den Jahrgang 2005 des  Brunello di Montalcino und den Brunello di Montalcino Altero ’06 mit „Drei Gläsern“ prämiert. Dass der amerikanische Präsident Barack Obama dem Sprecher des Repräsentantenhauses („Speaker of the House“) als Geburtstagsgeschenk eine Flasche Poggio Antico Brunello Altero überreichte, hat uns daher nicht wirklich überrascht. (mh)

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