Ciacci Piccolomini
Nachfahr von Papst Pius II. hatte keine direkten Erben
Die Tenuta Ciacci Piccolomini d’Aragona diente im Mittelalter sogar als Bischofspalast.
Dass der toskanische Winzerbetrieb inzwischen zu den besten und vornehmsten Gütern unter den weit mehr als 200 Brunello-Produzenten zählt, war nicht vorhersehbar. Denn die in der Weinregion Montalcino gelegene Tenuta Ciacci Piccolomini d’Aragona war einmal im Mittelalter der Palazzo del Vescovo (Bischofspalast), bevor Gräfin Eva Bernini Cerretani den von ihr im Jahre 1868 erworbenen Besitz neun Jahre später wieder an die aus Castelnuovo stammende Familie Francesco Ciacci verkaufte. Da Francescos Tochter Elda und Alberto Piccolomini d’Aragona, der direkte Nachkomme von Enea Silvio Piccolomini, seines Zeichens Papst Pius II., keine direkten Nachfolger hatten, wurde das Anwesen schließlich 1983 von Giuseppe Bianchini übernommen. Sein Traum, dass Ciacci Piccolomini d’Aragona einmal zu einer großen Marke für Brunello würde, hat sich inzwischen voll erfüllt.
Giuseppe machte den Anfang der 1980er Jahre nur vier Hektar Rebflächen umfassenden Besitz durch den Erwerb des Bauernhofes Santo Stefano und weiterer Weingärten erst zu einem Winzerbetrieb im heute verstandenen Sinne. Neben der selbst entworfenen modernen Kellerei entspringen auch die Etiketten der Weine den persönlichen Vorstellungen des extrovertierten Weinmachers.
Autofahrer kommen an dem rund 200 Hektar großen und in der Nähe der Abtei Sant’Antimo gelegenen Landsitz vorbei, wenn sie auf der unbefestigten Straße von Castelnuovo dell’Abate nach Sant’Angelo in Colle fahren. Die Reben sind unweit des Flusses Orcia auf einer Höhe zwischen 240 und 360 Meter über dem Meeresspiegel optimal nach Südosten ausgerichtet und gedeihen auf hervorragenden Galestroböden. Die erlesensten Trauben des Guts sind für den Brunello Pianrosso und Brunello Riserva Vigna di Pianrosso bestimmt. Die Früchte werden im Palazzo verarbeitet, in dem Besucher das noch aus dem 17. Jahrhundert stammende Kellergewölbe besichtigen können.
Der 2.500 Quadratmeter große neue Keller Molinello fügt sich unaufdringlich in die malerische Landschaft ein und dient als Headquarter und Wein-Shop. Er bietet großzügige Bereiche für die Vinifizierung, die in Holzfässern, aber auch in temperaturgeregelten Zementwannen vorgenommen wird. Bei den Traditionsweinen werden Fässer aus slawonischer Eiche mit 25 und 40 Hektoliter Volumen verwendet, während für die beiden Sant’Antimo-Versionen Barriques zur Alterung bereitstehen.
Heute wird der Familienbetrieb von Giuseppes Kindern Paolo und Lucia Bianchini geführt. Die Geschwister haben von ihrem inzwischen verstorbenen Vater begonnenen Bau des Weinkellers fertiggestellt. Beide kümmern sich auch um die vor einigen Jahren neu erworbenen Parzellen in Montecuccio. Dort findet das typische Terroir von Montalcino seine geologische und mikroklimatische Fortsetzung. (mh)