Dem guten Ruf verpflichtet

Das Consorzio del Vino Brunello di Montalcino vereint alle Winzer

Analytische Verfahren sollen die Qualität des Brunello sichern

Das Jahr 2008 war ein wichtiger Meilenstein für den Brunello: Zunächst beschlossen die Winzer des kleinen toskanischen Weinstädtchens Montalcino die Einführung neuer Technologien und analytischer Methoden, die in Zukunft genauere Informationen über den edlen rubinroten Wein liefern sollen. Wenig später sprachen sich die Erzeuger als Mitglieder des Consorzio del Vino Brunello di Montalcino mit überwältigender Mehrheit von 97 Prozent dafür aus, dass der Brunello weiterhin ausschließlich aus Sangiovese bestehen darf.

Vier unverzichtbare Prioritäten

Die in Aussicht gestellten analytischen Kontrollen sollen vom Konsortium in Abstimmung mit dem Landwirtschaftsministerium und mit der Handelskammer Siena vorgenommen werden. Das mit der Aufgabe betraute dreiköpfige Gremium wird dabei von international anerkannten Spezialisten aus den Bereichen Weinkunde, Landwirtschaft und Biologie unterstützt. Vier Gesichtspunkte stehen bei der überprüfung auf Regelkonformität im Mittelpunkt:- Die Einhaltung der Reinheit der Sangiovese-Traube im Brunello – Die Gleichheit der Weinbautechniken von der Rebe bis zur Weingewinnung – Die traditionelle Veredelung in Holzfässern – Die typische Beschaffenheit und die Echtheit der territorialen Herkunft. Mit den Garantie versprechenden Analysemethoden könnte der Brunello und die mit ihm künftig verbundene neue Qualitätssicherung eines Tages eine Leitfunktion und eine Vorreiterrolle für den gesamten italienischen Weinanbau übernehmen. „Dies läge auch in der Tradition der Hersteller, die stets eine Pionierrolle einnehmen“, sagt der frühere Präsident des Konsortiums, Francesco Marone Cinzano. Auch dem amerikanischen Amt für den Handel und die Besteuerung von Alkohol und Tabak (TTB) dürften die angekündigten analytischen Untersuchungen sehr recht sein, da die USA als wichtigster Importeur des Brunello auf Verletzungen des Reinheitsprinzips besonders sensibel reagiert.

Von Pioniergeist geprägt

Dass die Winzer von Montalcino von Pioniergeist geprägt sind, lässt sich übrigens an zahlreichen Meilensteinen belegen. So setzten die Winzer zunächst in den 1930er Jahren offiziell die Abgrenzungen für ihr Anbaugebiet durch. 1966, ein Jahr vor der Gründung des Brunello-Konsortiums, veranlassten sie die Einführung des ersten DOC-Qualitätssiegels in Italien. Vierzehn Jahre später wurde ihrem Anbaugebiet die Bezeichnung DOCG zugesprochen. Im Jahr 1992 führten die Winzer dann ein Beurteilungskriterium ein, das die Qualität der Annatas (Jahrgangsweine) mit einem von eins bis fünf reichenden Sternesystem bewertet. Und zwei Jahre später war es ihrem Einsatz zu verdanken, dass das Siegel DOCG als kommerzielles Markenzeichen eingetragen wurde. Im Jahr 2009 machten die Winzer erneut von sich reden, als sie eine Zivilklage gegen die Aufstellung von 60 bis 90 Meter hohen „Windmühlen“ und ihren typischen Dreiflügel-Rotoren mit dem Argument gewannen, die Windkraftanlage würde das Landschaftsbild stören – und damit den Wert der Weine mindern. Der Erfolg der Erzeuger vor Gericht war deshalb so wichtig, weil der gute Ruf des Brunello schließlich auch auf dem traditionellen Image des Hügellandes aufbaut.

Kontrollen im Weinberg und in den Kellereien

Bereits vier Jahre vor dem Beschluss des Konsortiums, neue Technologien und Analysemethoden zur Qualitätssicherung des Brunello einzuführen, war das Consorzio del Vino Brunello di Montalcino vom Landwirtschaftsministerium mit der Echtheitskontrolle der gesamten Brunello-Produktion beauftragt worden. Auslöser war ein Dekret namens „erga omnes“ aus dem Jahr 2003. Es regelt, dass Konsortien, die mehr als zwei Drittel der Anbaufläche unter ihrer Obhut haben, die Einhaltung der Produktionsrichtlinien überprüfen dürfen. Für den Brunello bedeutet dies, dass nur noch so viel Wein erzeugt werden darf, wie Trauben auf der fast 2.000 Hektar großen Anbaufläche zur Verfügung stehen. Diese Regelung ist ganz im Sinne jener Verbraucher, die bei Lebensmitteln – zu ihnen gehört natürlich auch der Wein – großen Wert auf Authentizität legen. Kontrolliert wird vom Consorzio del Vino Brunello di Montalcino in den Kellern der Weingüter und in den Weinbergen. Schon im Sommer wird der voraussichtliche Ertrag der Rebstöcke prognostiziert. Im Herbst werden dann die Erntedeklarationen der Winzer mit den Schätzungen der Kontrolleure verglichen. Bei größeren Abweichungen wird nachgeprüft. Auffälligkeiten wie etwa unerlaubte Rebsorten werden der Abteilung Betrugsbekämpfung des Landwirtschaftsministeriums gemeldet. Grobe Verstöße werden auch schon mal an die Staatsanwaltschaft in Siena weitergeleitet. Regelverletzungen geringeren Ausmaßes, wie zum Beispiel kleine Abweichungen der Weinbergsgrenzen vom Weinbergkataster, einzeln stehen gebliebene Rebstöcke aus früheren Trebbiano-Zeiten oder eine fehlerhafte Berechnung der Weinbergfläche werden weniger rigide geahndet. „Das neue Kontrollsystem ist weit effizienter als die früheren DOCG-Kontrollen und in seiner Art geradezu vorbildlich für alle Appellationsweine“, meint Andreas März, Chefredakteur des auf italienische Weine spezialisierten Fachorgans „Merum“. Die Kehrseite der Medaille: Die Kontrollen sind teuer und kosten viel Zeit. Dies sollte den Erfolg der Qualitätsoffensive aber nicht gefährden. Denn alle Verantwortlichen in Italien haben inzwischen die Zeichen der Zeit wohl erkannt und wollen die Produktionsrichtlinien konsequenter umsetzen als in früheren Jahren.

Neuer Präsident beschwört die Einheit

Das Consorzio del Vino Brunello di Montalcino ist in der italienischen Weinlandschaft einzigartig, da es als einzige Winzerorganisation sämtliche Erzeuger der Region vereinigt. Bis heute hat es sich kontinuierlich zu einem gewissenhaft arbeitenden und eigenverantwortlich tätigen Kontrollorgan weiterentwickelt. Im Zuge des Weinskandals im Frühjahr 2008 (einige Tenutas hatten den Sangiovese Grosso mit nicht erlaubten Rebsorten verschnitten) wurde dem Konsortium allerdings von den Medien ein schlechtes Krisenmanagement vorgeworfen. Nachdem er bei der Aufklärung der Affäre noch aktiv mitgewirkt hatte, legte Francesco Marone Cinzano sein Amt als Präsident nieder. Nachfolger wurde Patrizio Cencioni, der bisherige Vizepräsident des Consorzio und Besitzer des Weinguts Capanna. Er kündigte sogleich an, „die Einheit unserer Erzeuger aufrechtzuerhalten sowie die Bekanntheit und den Ruf, den sich der Brunello in den letzten Jahrzehnten erarbeitet hat, weiterhin zu stärken“. Die meisten Liebhaber des edlen Tropfens aus Montalcino werden ihm bei dieser Aufgabe sicherlich viel Erfolg wünschen. (mh)

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