Biondi Santi

Die Tenuta il Greppo – ein magischer Ort

Ferruccio Biondi Santi hat gegen Ende des 19. Jahrhunderts den berühmten Brunello di Montalcino geschaffen.

„Ein Besuch in der Kellerei hat etwas von einem alten Ritual: Man lässt den Ort in Ruhe auf sich wirken und wird konfrontiert mit allerlei Erinnerungen – an die Jahrgänge, aber auch an die Menschen, die hier Geschichte geschrieben haben“, schwärmt der Weinführer Gambero Rosso. Die Worte beziehen sich auf die süd-östlich von Montalcino gelegene traditionsreiche Kellerei Il Greppo, die längst zu einem magischen Ort des italienischen Weinbaus geworden ist. Aus einer brillanten Eingebung heraus hatte Ferruccio Biondi Santi im Jahr 1888 den berühmten Brunello di Montalcino nach dem Muster des damaligen Barolo geschaffen. Diese Pioniertat galt damals als eine Art Revolution, da in der übrigen Toskana kein guter Tropfen aus nur einer einzigen Rebsorte betand. Knapp ein halbes Jahrhundert zuvor war die Tenuta von Ferruccios Großvater Clemente Biondi Santi gegründet worden.

„Der Brunello, der im Gut Tenuta il Greppo Ende des vergangenen Jahrhunderts entstanden ist, hat einen weiten Weg zurückgelegt, aber in dieser alten, taditionsreichen Kellerei hat er immer noch seine starken Wurzeln“, schreibt der Gambero Rosso weiter. Ältere Jahrgänge des Guts zählen zu den Juwelen der italienischen Weinszene. Stilistisch von perfekter Eleganz, mit einer in jungen Jahren zurückhaltenden Säure – dies sind einige Eigenschaften, die eine großartige Alterung der edlen Gewächse ermöglichen. Der hauseigene Brunello entfaltet außergewöhnliche Düfte und Aromen. Er bleibt dennoch immer lebhaft mit einem lang anhaltenden Abgang. Die Familie Biondi Santi besitzt in einem weiteren Gut namens Poggio Salvi auch Weinberge an der toskanischen Küste, in denen genussreiche und recht preisgünstige Tropfen gekeltert werden. Dort wird ebenfalls ein Brunello di Montalcino produziert.

Die Leidenschaft, mit der man sich in der Tenuta il Greppo der Herstellung eines hervorragenden traditionellen Brunello widmet, ist bis heute ungebrochen. Beide Weingüter werden von Jacopo Biondi Santi geleitet, nachdem sein Vater Franco, Urenkel von Ferruccio und eine faszinierende Persönlichkeit von vornehmen Auftreten, im April 2013 im Alter von 91 Jahren gestorben ist. Auch heute noch profitiert die Tenuta Il Greppo von der großen Erfahrung, die Ferruccio damals in der Klonselektion erworben hat. So werden in den Weingärten ausschließlich Schösslinge des Sangiovese Grosso di Montalcino berücksichtigt.

Als Nachfahr Ferruccios setzt Jakopo diese Tradition fort. Er verwendet weltweit als einziger Weinproduzent einen Klon, der seinen Namen trägt: BBS 11 – Brunello Biondi Santi 11. Bis auf eine Parzelle, die in der östlichen Montalcino-Zone liegt, sind sämtliche Rebflächen im Umkreis des Anwesens konzentriert. Die Trauben des Guts werden nach Kriterien ausgelesen, die auf Ergebnissen hausinterner Untersuchungen beruhen. Im Keller der Tenuta il Greppo stehen sehr alte riesige Fässer aufgereiht neben zum Teil neuen Zehn- oder 40-Hektoliter-Behältern.

Bis in die 1950er-Jahre blieb das Gut einziger Abfüller von Brunello-Weinen. Als in den 1980er Jahren ein regelrechter Boom einsetzte, gerieten die edlen Tropfen des Hauses wegen der Vielzahl neuer Interpretationen des alten Weins über viele Jahre hinweg fast etwas in Vergessenheit. Außerdem hatte der Betrieb in den 1990er Jahren mit Pilzbefall in den Weingärten zu kämpfen. Zwischenzeitlich kam es auch zu Streitigkeiten zwischen Franco und Jacopo, der die Weine lieber viel moderner als sein Vater bereitet hätte.

Erst zu Beginn des neuen Jahrtausends ist die Erzeugerstätte wieder zu alter Form zurückgekehrt. Während der Gambero Rosso für die Tenuta il Greppo voll des Lobes ist, goss Der große Johnson, ein Standardwerk der Weindegustation der Autoren Hugh Johnson und Stephen Brook, in seiner Ausgabe aus dem Jahr 2012 etwas Wasser in den Wein: „Aufgrund des enormen Qualitätszuwachses in der ganzen Region liegt Biondi Santi nicht mehr soweit über dem Durchschnitt wie früher – oder höchstens preislich.“  (mh)

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