Uccelliera

Im „Vogelhaus“ reifen Weine und Oliven

Andrea Cortonesi machte aus einem verfallenen Gutshaus einen Winzerbetrieb zwischen Tradition und Modernität.

„Mein Entschluss, Agrarunternehmer zu werden, war eine Entscheidung fürs Leben“, sagt Andrea Cortonesi heute. „Auch wenn ich aus einer Bauernfamilie stamme, hätte mein Lebensweg ganz anders aussehen können, bevor ich 1986 das Gut Uccelliera kaufte.“ Von der Landwirtschaft „nach alter Art“ habe er gerade noch die letzten Erkenntnisse mitbekommen, erinnert sich der Betriebsbesitzer. Damals habe man auch noch kaum vom Brunello gesprochen. Dennoch habe er aus jener Zeit das Wichtigste gelernt: Die Liebe zur Erde und den Respekt vor dem Boden, von dem man Früchte ernten darf. „Als ich mein eigenes Stück Land zu bebauen begann, wurde mir bewusst, dass ich eine Beziehung zu dieser Erde suchte, die über den rein wirtschaftlichen Gewinn hinausging“, so der Inhaber des Gehöfts Uccelliera weiter.

Nachdem Andrea Cortonesi in Castelnuovo dell´Abate das damals fast zu einer Ruine verkommene Gutshaus mit Grundstück gekauft hatte, verwandelte er den neu erworbenen Besitz in einen vorwiegend dem Weinbau gewidmeten Landwirtschaftsbetrieb. Bereits innerhalb weniger Jahre stellte sich dank seines fachlichen Know-hows der Erfolg ein: Mit dem Jahrgang 1993 wurde Andreas erster Brunello di Montalcino in Flaschen abgefüllt. Der hauseigene aristokratische Wein fand bei Liebhabern edler Tropfen sofort großen Anklang. Obwohl der sympathische, gleichzeitig aber auch ehrgeizige und selbstkritische Gutsbesitzer noch in Siena in der Nähe der Piazza del Campo ein Restaurant betreibt, nimmt er sich genügend Zeit, um sein an Appartements angrenzendes Anwesen zu führen und sich um vier Weine sowie die hauseigene Grappa- und Olivenölproduktion zu kümmern.

Stolz erwähnt der Agrarunternehmer, dass die auf seinem Anwesen wachsenden Olivenbäume inzwischen fast tausend Jahre alt sind. Die von ihm mit großer Sorgfalt gepflegten dicht bestockten Weinberge liegen durchschnittlich 250 Meter über dem Meeresspiegel und erstrecken sich von Castelnuovo dell’Abate in Richtung Sant’Angelo in Colle. An sie grenzen die alten Alabaster-Steinbrüche an, aus deren Quadern die Abtei Sant’Antimo erbaut wurde. Nach kleineren Zukäufen und einigen Neupflanzungen ist die Anbaufläche des Gehöfts Uccelliera (zu Deutsch: „Vogelhaus“) im Laufe der Zeit auf sechseinhalb Hektar angewachsen.

Obwohl nicht sehr hoch gelegen, bietet das Terrain sehr gute Bedingungen für die Rebenkultivierung. Die mittelschweren Sandböden sind mineralreich. Durch die Ausrichtung der Rebenreihen, die sorgfältige Handarbeit im Weinberg und das Ausdünnen der Trauben entstehen perfekt gereifte und aromatisierte Beeren. Für besondere Weinnoten sorgt ein nicht weit entfernt liegendes stillgelegtes Onyx-Bergwerk.

Im Jahre 2008 wurde im Gut Uccelliera eine größere Umgestaltung abgeschlossen. Die alte Kellerei bietet nunmehr durch einen neuen Anbau komplett unterirdisch genügend Raum für alle gutseigenen Fässer – und damit auch für die vorher aus Platzmangel in der Wohnung von Andrea Cortonesi aufbewahrten Behältnisse. „Stilistisch wählt man einen schönen Mittelweg aus Tradition und Modernität, auch wenn in letzter Zeit der Einsatz von kleinen Fässern aus französischer Eiche und verkürzte Gärzeiten in den Vordergrund rücken“, schrieb der Weinführer Gambero Rosso über den attraktiven Betrieb aus dem Montalcino-Gebiet. (mh)

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