Brunello Annata 2003
Von der Hand des Winzers bestimmt
„Das Hitzejahr 2003 ist auch an den Weinen in Montalcino nicht spurlos vorübergegangen. Wie schon viele Weine aus anderen Weinbauregionen, die früher auf den Markt gekommen sind, kranken auch viele Brunello des Jahrgangs 2003 an überreifer Frucht, deutlich spürbarem, austrocknendem Alkohol und rauem Tannin. Hinzu kommen bei einigen Weinen mehr oder weniger deutlich ausgeprägte grüne Noten, was nur auf den ersten Blick paradox erscheint. Hier ließen sich wohl viele Winzer vom hohen Zuckergehalt, den die Beeren schon in einem sehr frühen Reifestadium zeigten, ins Bockshorn jagen. Apropos Winzer: Es mag zwar eine Binsenweisheit sein, selten aber traf sie so zu wie auf den Brunello 2003: Neben Jahrgangsverlauf und Klima wird die Qualität eines Weins vor allem von der Hand des Winzers bestimmt. Auch im Jahr 2003 zeigten einige Winzer eine geschickte Hand und eine gute Portion Intuition und schafften es trotz der ungünstigen Ausgangsbedingungen, hervorragende Weine zu keltern. Es sind mächtige Tropfen mit satter Frucht und süßem Tannin. Die meisten von ihnen bereiten jetzt schon großen Genuss. Wirklich elegante Brunello aber wird man von diesem Jahrgang vergeblich suchen.“ (Othmar Kiem, Falstaff 2/2008)
„Jahrgänge mit extremer Witterung schlagen sich häufig in extrem unterschiedlicher Qualität der Weine nieder. Nicht anders ist es mit dem Brunello aus dem Hitzejahr 2003: von wahrer Größe bis zur Untrinkbarkeit konnte alles verkostet werden. Auffällig war die Aufteilung der Weinqualitäten in so etwas wie eine Drei-Klassen-Gesellschaft: Da gab es zunächst die echten Klasseweine – und zwar sowohl in der klassischen Stilistik (Würze, rote Beeren, Finesse, spürbar Säure/Tannin) als auch in der modernen Stilistik (Kirsche/Schokolade, Kraft und Dichte, Tannin). Auffällig war dabei auch, dass jene Winzer, die den modernen Stil mit jedem Jahrgang pflegen, das konzentrierte Traubenmaterial deutlich besser im Griff hatten als viele Betriebe, die ihren Ausbaustil eher am jeweiligen Jahrgang orientieren. In der zweiten Klasse finden sich alle Weine, die vom Jahrgang zu deutlich geprägt sind, so dass ,cotto‘-Noten oder eine gewisse marmeladige Breite (die dem Sangiovese selten steht) den ansonsten guten Eindruck trüben. Und schließlich gab es noch echte Monster, mit Aromen nach zu heiß gekochter Weichselmarmelade, Lebkuchenfabrik und – in Montalcino bisher eine Randerscheinung – heftiger und vor allem unangenehmer Brettanomyces. Immerhin: Variatio delectat – gerade mit 2003 ist es für den Weinfreund spannend, sich seinen Lieblingswein aus der großen Bandbreite der angebotenen Brunello herauszusuchen. Wenn er ihn gefunden hat, wird ihn der Jahrgang verlässlich über lange Zeit erfreuen.“ (wein.pur 3/2008)
„Das waren extreme Gegensätze: Nach dem ,Katastrophenjahrgang‘ 2002 mit seinen herben, kantigen Brunelli di Montalcino ohne Fülle und Kraft kam in der Toskana ein 2003er, der zunächst als Traumjahrgang gehandelt worden war. So sehr war er geprägt von reifer, süßer Frucht. Doch der Herbst war dann doch viel zu heiß, so dass sich diese Erwartungen nicht erfüllten. Manche Winzer haben kellertechnisch wohl etwas nachgeholfen und kleine Teile von Weinen eines ,kühleren‘ Jahrgangs zugegeben – was nicht verboten ist. Nur so konnten sie die überreifen, oft marmeladigen Noten des Sonnenjahrgangs einigermaßen kaschieren. Süße Tannine und viel Alkohol – so präsentierten sich zum Teil die Riserva-Brunelli aus dem Jahrgang 2003, mit guter Konzentration und feiner Frische. Sie sollten aber vielleicht nicht allzu lange gelagert werden. Denn sehr wechselhaft war das Niveau der verkosteteten Weine, viele waren geprägt von überreifen Noten, Kaffee und Kompott, oft bei gleichzeitig störenden Bitternoten im Abgang. Eine Handvoll Erzeuger allerdings hat hervorragende Weine auf die Flasche gebracht.“ (Allgemeine Hotel- und Gastronomie-Zeitung, Ausgabe 27/2009)
„Hatte man anfangs befürchtet, der Jahrgang wäre &ndash wie in anderen Regionen auch – durch überreife Fruchtaromen mit gleichzeitig unreifen Tanninen geprägt, so belehrt einen die Verkostung der Brunello 2003 eines Besseren: Den Winzern sind überwiegend empfehlenswerte Weine gelungen. Die Typizität des Jahrgangs wird aber durch den heißen Sommer und die zum Teil rosinierten Trauben geprägt. Einige Produzenten haben deshalb komplett darauf verzichtet, einen Brunello abzufüllen. Natürlich ist 2003 kein großer und vor allem kein langlebiger Jahrgang. Aber man muss ja nicht immer Brunello für die Ewigkeit kaufen. Genießen wir doch einfach die feine Annata 2003, die zum Teil jetzt schon Spaß macht.“ (Christian Eder, Vinum 6/2008)
„Nur wenige Winzer haben im Jahrgang 2003 eine Riserva produziert: Die Weine, die wir verkostet haben, sind aber den Aufwand wert. Sie sind reifer, weicher schon als die Annata 2004, aber durchaus gelungen.“ (Christian Eder, Vinum 4/2009)